Sonntag, 12. Februar 2012
"Zudem hat sich der Impressionismus weitgehend von der Sozialschilderung zurückgezogen. Bilder wie Manets 'Balcon' oder die 'Theaterloge' haben mit den Sozialstrebungen eines Millet, eines Courbet usw. nichts mehr zu schaffen, und die idyllische Lyrik der meisten Impressionisten-Landschaften hätten dem romantischen Bürgersinn eigentlich durchaus genießbar sein müssen. Warum also der Sturm im Salon 1865 vor der vollkommen lieblichen 'Olympia' Manets? Warum diese Genuß-Ungeeignetheit? Die Antwort ist verhältnismäßig einfach: die Sozialschilderungen des Naturalismus haben dem Bürger gezeigt, was er tut, welche Missetaten er begangen hat, während das l'art pour l'art des Impressionismus ihm zeigt, was er ist und doch nicht sein will. Denn nicht in ihren Themen, wohl aber in ihrer Darstellungsweise meldet diese Kunst -- mag sie auch dem Nachgeborenen wieder liebenswürdig erscheinen -- die sich vorbereitende und doch schon vorhandene unbedingte Grausamkeit der Epoche an." Hermann Broch.
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