Sonntag, 26. Januar 2014

Wieder ein Blatt von Goethe

Weil das eines der schönsten Bücher ist, und weil es manchmal schwierig ist, sich zurecht zu finden, wenn man das abgrundslose, herkunftslose Bedürfnis hat, Wörter hinzugeben, denn man weiß sonst nicht: wie beten?




Geständnis
Was ist schwer zu verbergen? Das Feuer!

Denn bei Tage verrät's der Rauch,
Bei Nacht die Flamme, das Ungeheuer.
Ferner ist schwer zu verbergen auch
Die Liebe: Noch so stille gehegt,
Sie doch gar leicht aus den Augen schlägt.
Am schwersten zu bergen ist ein Gedicht:
Man stellt es untern Scheffel nicht.
Hat es der Dichter frisch gesungen,
So ist er ganz davon durchdrungen;
Hat er es zierlich nett geschrieben,
Will er, die ganze Welt soll's lieben.
Er liest es jedem froh und laut,
Ob es uns quält, ob es erbaut.

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