Sonntag, 10. Februar 2013

Rauchfangkehrer

Wenn mittlerweile ein mir neues deutsches Wort auf mich stoßt, bin ich fröhlich neugierig wie am Anfang, nicht wie damals als ich schon halbwegs lesen und etwas weniger schreiben konnte. Rauch -- kenne ich -- fangen -- kenne ich -- kehren -- kenne ich; nur war der reizende Zusammenhang, der dreieinige Begriff eine kleine Überraschung, ein kleines "Aha-Erlebnis" -- aber diese Beschreibung gefällt mir nicht, klingt mir zu übersetzt, weil sie der englischen Beschreibung so ähnlich ist. Ich ziehe lieber die griechische Variante vor: Epiphanie. Aber der religiöse Unterton entgeht mir auch nicht, auch wenn ich ihn nicht ausgesucht habe. Das Dreikönigsfest ist aber schon vorbei.


Ich lese in einem Buch:

Ich werde Béla nicht fragen, in welche Klasse er geht, in welche Schule, ich werde die Kinder nicht fragen, wie es ihnen geht, was sie am liebsten tun, was sie spielen und ob sie vielleicht gerne Eis essen. Es kommt gar nicht in Frage. Die Kinder unterbrechen Ivan alle paar Minuten: Hast du gesehen? schau, ein Fiaker! du, ein Rauchfangkehrer!

Die Welt entsteht, und entsteht wieder, und aus diesem wiederkehrenden Entstehen springen die wunderbar hingegebenen Bemerkungen, die zeigen und aufzeigen. Und ich denke an zwei Sätze, von einer Stelle einige Blätter und Minute zuvor:

Es muß nicht das ganze Leben sein. Es ist das ganze Leben.

In diesem Moment (einem philosophischen? Den getraue ich mich nicht so zu benennen) scheint es mir, ich habe einen Kreis vollzogen; aus dem unbekannten Wort, Worte; aus den Worten, Gedankenstriche; aus denen, andere Worte, die einen Moment beschreiben (Epiphanie); die Beschreibung an sich, aber, daraus entsteht ein anderer Zusammenhang. Und da bin ich gefangen.


Nun, wenn ich das alles in den Prüfungen erzählen würde! "Haben Sie das Buch überhaupt gelesen, Frau Burks?" Leider würde ich vergessen haben, was "Buch" heißen soll.

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