Donnerstag, 13. Dezember 2012

Gedankenfolgend

Diese zwei Worte blühten: "Mir nach" -- ich weiß nicht, woher sie kamen. Auserlesene Worte: tolle, lege. Legere -- heißt lesen, aber auch auswählen (denn Augustinus musste letztendlich eine Entscheidung treffen). Auslesen. Auserlesen. Aber diese Worte wurden nicht herausgelesen, sondern herausgehört, leise aber, wie Gedankenfragmente.

Als Englisch-Muttersprachlerin --- Deutsch ist meine gelegentlich auserwählte Sprache -- schaffe ich manche Sprachfehler (zwar auch im Englischen), die mir nach zwanzig Sekunden klar und leiselächerlich erscheinen, kreativ sogar. Heute: Wasserfest? Nein, Wasserdicht, meinte ich. Der Wechsel von draußen und drinnen. Am Dienstag, aber! Zwei Stunden Singen, ein Schlücken Wein, und dann das inspirierte Wort: "Erinnerungsfratzen" -- Erinnerungsfetzen habe ich natürlich gemeint, aber "Erinnerungsfratzen" ist als Begriff doch nicht weit von der Wahrheit entfernt. Ja: Leise aber, wie Gedankenfratzen. Oder sogar Gedankenlarven -- ich mag dieses ältere Wort für Maske. Bonaventuras fetzen-fratzenhafte Larven.

Vielleicht liegt es an dem Symposium am Wochenende, an der Diskussion des Deformer in der modernen Kunst. Grotesk: Ein Wort mit noch anderen Gedanken verziert, verzerrt -- ich hoffe auch: verziehen -- die auch ab und zu ihre hässliche Fratze zeigt (vielleicht noch verlachend, verhöhnend, verspeiend). Und die mythologischen Figuren, der Reihe nach, dir nach, fallen um und in die Geschichte hinein, mir nach: Orpheus, Dionysos Zagreus, die Zerrissenen.

Da könnte man auch Holofernes oder Johannes den Täufer miteinreihen -- nach Gustave Moreau, zum Beispiel:


(Orphée, 1865)



Übrigens, das Grüne am Rock ...


2 Kommentare:

Marlo hat gesagt…

Spielende Nebenbemerkung:

Thematisierung von versprechen und sich versprechen? Hat Freud darüber geschrieben (oder sich [bei?] deren Thematisierung verschrieben)?

Marlo hat gesagt…

Ach ja, eine ganz konkrete Lösung -- woher diese Worte stammen? Bachmann ... "Ihr Worte, auf, mir nach!"