Do. 23.7.
Ich lese die Briefe von Van Gogh, und ich lese Steppenwolf. Steppenwolf sollte ich in meiner Freizeit lesen, da ich das Buch zusammen mit Freunden in einem Lesekreis diskutieren werde. Van Gogh lese ich halb aus einem geerbten bürgerlichen Arbeitsethos, halb aus Neugier und Interesse: Die beiden Bücher gehen das Thema des Künstlerlebens an. Manchmal beim lesen des hesseschen Buches lache ich laut lache (in meiner Jugend habe ich wie die meisten Teenager meiner Gesinnung solche Bücher todernst verschlungen). Ich lache, und finde dann, dass ich auch gerechtfertigt bin, denn Hesse selbst ermuntert die Menschen zum Lachen. Oder so könnte man den Traktat verstehen. Neine, ich bin kein Künstler in diesem extrem gedachten fast parodierten Sinne.
Dann lese ich Van Gogh:
es giebt eine Zukunftskunst und sie muss so schön und jung sein, dass, wenn wir ihr jetzt unsere eigene Jugend opfer, wir an Lebensfreude und Frieden gewinnen müsse.
Ach, der arme Mensch. Ich finde es auf einmal schwieriger, lachen zu können.
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Vor Tagen
Rosa, braun, graublau. Ich lass mich von diesen Farben umschließen. Die Steine sind graublau, der Sand und die Erde dazwischen braun, grau, schwarz, weiß, und die Gebäude sind von einem Barockrosa, zwar mit der Zeit etwas verfärbt. Aber auch die neue Bibliothek läßt sich färblich anpassen. Ein helles graubraun Rosa. Unbestimmt. Und alles atmet eine sanfte Müdigkeit. Der Himmel und die weißen Wolken scheinen mir dagegen zu brillant zu leuchten: sonst ist alles ruhig.
Die Frauen neben mir sprechen ein angenehm langsames Französisch, läßig wie die Farben. Für diese langen Minuten scheint es mir, sie sind mit der Welt im Einklang. So möchte ich Französisch sprechen können. So ruhig und halb melodisch, vielleicht liegt es daran, dass ich nur die hälfte vernehme, und nur sehr wenig davon verstehe.
Die Sprache ist voll von Baudelaire, von diesem ständigen seulement suggérer.
Es wird heller auf dem Asamplatz. Rosa und Veronesergrün (so, habe ich gelernte, heißt diese mir liebenswerte Farbe, die ich auch in Paris überall fand).
Es erinnert mich hier tatsächlich an Paris. Seltsam. Mannheim, wie Paris. Diese abwechselnde Luft, mal kühl mal heiß, und die Ruhe der Farben.
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