Donnerstag, 26. Juli 2012

berlin 21 july

This chilly July air carries with it the memory of snow -- in spite of the sun you know will shine; it is harboured here. In the morning.
Maybe the snow will come after all and these hands will have a reason for being cold.

Dienstag, 10. Juli 2012

Ich liebe diese Regenschleier, fast durchsichtig und grau, die die Abendsonne leicht verhüllen und dann wieder erscheinen lassen.
Und die Sonne ist mit dem ganzen Schauspiel unberührt zufrieden.
What holy indifference, that can break the coloured glass of a kaleidoscope into invisible slivers and itself never be pierced.

Sonntag, 8. Juli 2012

Mitte

Du saßest da mit deinem dir angewachsenen Alles-oder-Nichts-Blick, mit deinem Kuchen, und aßest. Mittelmäßig warst du ja nie: das könntest du nicht leiden. Und sie war aber das Gegenteil. Während du in deinem Altus (man bräuchte den lateinischen Ausdruck um beides -- die Tiefe und die Höhe -- umfangen zu können) nur das Teuflische oder das Engelhafte in den Menschen sah, sah sie immer das Leiden vielen anderen. Ihrer Auffassung nach war es anders. Du sahst Zeichen, wo sie unendliche Symbole sah. Du warst immer am Rand des Wahns oder des kalten Denkens, und sie war in der Mitte verloren. Nicht der Mitte des modernen Menschen, und auch nicht der goldenen Mitte, sondern einer verschobenen, einer, die Extremen in sich sammelt -- aber sie zeigen? Unmöglich. Nur ahnen lassen, nur hindeuten, aber dadurch konnte sie einiges über dich verstehen: dein Zorn, dein gerechter Ärger, deine Trauer, dein Stolz sind aus dieser Perspektive, von der verschobenen Mitte aus, schön. 

Und in der Mitte ihres Daseins war das Beben unsicher und klein, auch langsam beklemmend, wenn in deiner Nähe.   

Und sie drehte sich zur Wand und fragte: "In dem einen Stein, da, wo es gekracht ist, sieht man auch die Spuren eines Meißels. Wer von uns würde davon nicht überzeugt werden, dass diese Geschichte noch geschieht?" Aber für dich war es längst vorbei. Durch die Wände gehen hieße Zeit überschreiten. Während du da saßest -- mit dem Kuchen und deinem entschlossenen Gesicht -- war sie schon in den blauen Schatten des gläsernen Fensters am Boden hineingefallen. 

Samstag, 7. Juli 2012

In a personal game of divination, I opened the book to a random page and read:

"Allgemeiner Niedergang. Seitdem das Synedrium aufgehört hat zu existieren, hat auch der Gesang in den Hochzeitshäusern aufgehört, wie es heißt: Nicht mehr trinkt man Wein mit Gesang."

When the Sanhedron ceased to be, so too did song cease in the places of celebration [Hochzeit: 'wedding' in modern German; A. Cohen, translating from the Hebrew, has 'feasting'], as it is said: No longer shall wine be drunk with song.

I dwell on the words: "Niedergang" --"Gesang" -- "Hochzeit" -- "Wein" -- "Gesang" again. They held me -- standing there at the 1€-book stack -- like the impressionistic words of poets and prophets. (Do the passersby see that there's a change in me?) I thought of Baudelaire, whose poems I finally bought yesterday. Un soir, l'âme du vin chantait dans les bouteilles: ... And I had just been having lunch with my choir director and his wife, enjoying the wine and speaking about the decline of -- well, it doesn't matter -- before he had to go play the organ at a wedding.

Our concert is tomorrow. We will be singing synagogue music, so little of which has survived.

These words are found in the Mishnah: of course the word itself -- משנה -- means "repetition".  It's from the Mishnah Sotah IX, on adultery. I'm planning to attend a play this week -- Schnitzler's Anatol -- wherein the question of fidelity is posed. Hofmannsthal wrote the foreword. Last week I bought two books by Hofmannsthal from this very box of books where today the Babylonian Talmud stood out to me.

Dienstag, 3. Juli 2012

Sibylle Bergemann




(Motifs from a lasting childhood)

Montag, 2. Juli 2012

wobei

Dieses einst gesprochene Wort fliegt,
ein gezielter Jambus,
zweitönig,
und ich muss nachdenken:
haben wir den ganzen Sinn des Metrum missverstanden?

Die Glocken läuten jetzt, bis zum zehnten Schlag;
die zwei Töne lauschen nun dem Monoton;
der zweite Ton zwar länger
(also, 'schwerer' -- das ist falsch),
steigt jetzt auf,
wie ein Kind
im Aufschwung, deren Schaukel knarrt,
denn das Holz ist alt.

Certain things in life will probably never make sense to me

1. unprovoked and unconnected comments to youtube videos
2. the established but highly problematic translation of "Anschauung" in English as "intuition" (could someone explain this to me?)
3. scholarly papers, particularly those which deal with or at least reference 'logic', peppered with misplaced and dangling modifiers